Adventskalender: Hoppebräu Bernstein Zwickel

In der guten Tradtion der Craft Beer-Adventskalender testen wir jeden Tag ein Bier aus eben einem solchen Adventskalender. Damit wir nicht spoilern immer um einen Tag versetzt. Heute: Kalea Adventskalender 2024 Deutschland Edition

Markus Hoppe aus Oberbayern gilt als Legende unter den deutschen Craftern und Kreativbrauern – aber ist sein Bernstein Zwickel Kellerbier auch legendär?

Bereits im Jahr 2010 begann Markus Hoppe mit dem Brauen und Vertreiben kreativer Biere und war bereits wenige Jahre später über die Grenzen Bayerns hinaus derart bekannt, dass sich die Hamburger Craftbier-Brauerei Hopperbräu umbenannte (in Landgang-Brauerei), um keine Verwechslungen zu provozieren. Neben gelegentlichen Besonderheiten produziert Hoppebräu aktuell im Wesentlichen zwei Linien: „Wuid“, also die verrückten Craftbier-Experimente, und „Klassik“, also alles, was man normalerweise von einer Brauerei – in Bayern – so erwarten kann. Das Bernstein Zwickel wäre vom Typ her zwar ein Klassiker, findet sich aber nicht im normalen Portfolio von Hoppebräu.

Als Zwickel bezeichnet man ein Bier, das noch nicht ganz zu Ende gereift ist. Der Name leitet sich von der dreieckigen Abdeckung der kleinen Entnahmestelle im Lagertank her, aus dem der Braumeister zur Prüfung der Güte des kommenden Bieres eine Probe abfüllt. Entsprechend ist ein Zwickel auch niemals filtriert und zeichnet sich zudem durch einen geringen Kohlensäureanteil aus. Bernstein hingegen…. tja. Ich weiß nicht so genau, wie man sich das in Süddeutschland so vorstellt, aber der Bernstein ist in der Farbe so variantenreich, wie die – zum Teil – urzeitlichen Bäume, ais deren Harz er entstand. Von tiefbraun über kirschrot bis hin zu zartgelb kann ein Bernstein eine breite Auswahl an Farben aufweisen. Diese wiederum können als klare, glasige, milchige, trübe oder völlig undurchsichtige Varianten auftreten. Kurzum: Bernstein ist als farbliche Orientierung ungefähr so sinnvoll und stichhaltig, wie… was weiß ich… „steinfarben“.

Über dem kupfernen Bier schwebt nach dem Einschenken zunächst kurz ein säuerlicher und leicht scharfer Durft, der an frisch geschnittenen Ingwer erinnert. Für ein Zwickel verfügt Hoppebräus Version über eine ziemlich engagierte Perlage die auch unmittelbar einen kräftigen Schaum aufsprudeln lässt, der sich allerdings rasch verflüchtigt, ohne Schlieren am Glas zurückzulassen. Malz ist bei diesem Bier ganz weit vorne. Die Zungenränder kribbeln leicht bei den ersten Schlucken und vermelden einen säuerlichen Grundgeschmack. Im Abgang grüßt dann flüchtig eine erfrischend herbe Note.

Wie es sich für ein Zwickel gehört, ist der immer trägere Blubber nach kurzem Stehen fast restlos verschwunden. Bei zunehmender Temperatur entfalten sich hintergründige flüchtige Noten, die sich in’s Honighafte vortasten, aber kein komplexerer malziger Charakter. Insgesamt ist Hoppebräus Bernstein Zwickel ein solides aber kein überraschendes Bier und definitiv zu unauffällig, um einen Abend allein zu bestreiten – es sei denn, zum Essen.

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