Der merkwürdige Name dieses Brauers (gesprochen: „Bär Lo“) leitet sich ab von der sorbischen Bezeichnung für Berlin. Die Stadt in der die Leute von BRⱢO ansässig sind nennt zwar auch einen Hafen ( englisch: Port) ihr Eigen, aber der ist, zumindest an hamburgischen Maßstäben gemessen, ziemlich klein – ist dieses Porter trotzdem ein Großes?
Die besondere Variante der jeweiligen Sorte, die sich hinter dem Begriff „Baltic“ verbirgt, ist auf eine alte Idee britischer Bierhändler zurückzuführen. Um den Export englischer Biere in’s russische Zarenreich zu fördern, wurden die betreffenden Sorten etwas stärker eingebraut, um dem Bedürfnis der Abnehmer nach stärkerem Alkoholgehalt gerecht zu werden. Da die flüssige Ware auf dem Weg nach Sankt Petersburg durch die Ostsee musste, erhielt das Bier den Beinamen „Baltic“. Ähnliches gilt übrigens für die Beibezeichnung „Imperial“, für Bier-Lieferungen an den Hof des Zaren. Entsprechend hat das Baltic Porter von BRⱢO auch 7% und „so schmeckte es schon Katharina der Großen“, wie die Ur-Berliner auf ihrer Website verkünden.
Und da die russische Zarin als anhaltinische Prinzessin in Stettin geboren wurde, sind wir mit diesem Bier ja auch historisch an der Ostsee. Normalerweise macht übrigens auch das Bier von BRⱢO einen kleinen Umweg über Anhalt, denn es wird in Landsberg abgefüllt. Aber wir haben es uns heute mal als Fassbier kredenzen lassen, da es in der Ratsherrn Bar um die Ecke gerade zu haben war.

Die rührigen Brauer von BRⱢO legen mit diesem Bier ein kräftiges Porter auf, dass sich durch eine adäquat kräftige Färbung auszeichnet. Anders als man es von Porters kennt, schimmert im tiefdunklen Bier allerdings keine Brauntönung sondern ein sattes Rot, das deutlich an Burgunder erinnert. Wir haben den Eindruck mal durch Hinterleuchten verdeutlicht (siehe Bild). Der bedauerlicherweise recht flüchtige Schaum schimmert allerdings in einem etwas kränklichen Gelbstich, der seinerseits an alte Pergamente erinnert. Darüber wabert ein säuerlicher Duft mit einem Hauch von Malz.
Die fast perfekte Perlage verleiht dem schweren Bier eine gewisse Spritzigkeit. Dies erweckt in Kombination mit der grundlegenden Säuerlichkeit den Charakter eines „Sommer-Porters“. Dennoch wurde an die Malzfreunde gedacht, denn Im Gaumen erinnert das Bier an den Geschmack bitterer Malzbonbons. Mit dem Baltic Porter von BRⱢO haben wir es also eher mit einem Wochenendbier, als mit einem Feierabendbier zu tun.
Ja, der Name „Porter“ bezeichnete dereinst die Biersorte, die den Hafenarbeitern die benötigte Kraft gab. Aber wer zu diesem Porter greift, der sitzt im Hafen eher auf dem Steg in der Sonne und lässt die Beine baumeln, statt Säcke zu schleppen.